Die Schweiz ist digital stark – aber bildungspolitisch fragmentiert. Während einzelne Schulen, Kantone und Projekte beachtliche Fortschritte bei der Digitalisierung erzielen, fehlt bisher eine nationale Plattformstrategie, die diese Ansätze verbindet, verstetigt und für alle nutzbar macht.
Doch was wäre, wenn es sie gäbe? Eine schweizweite, vernetzte, pädagogisch fundierte Bildungsplattform – nicht als Zwang, sondern als Infrastruktur. Was würde sich ändern – und was wäre möglich?
Einheitlicher Zugang, gleiche Chancen
Heute hängt der Zugang zu digitalen Lernsystemen oft vom Wohnort, Budget oder Engagement einzelner Lehrpersonen ab. Mit einer nationalen Plattform hätten alle Lernenden – unabhängig von Schulform oder Kanton – Zugang zu:
- qualitativ gesicherten Lernmaterialien
- digitalen Lernpfaden mit adaptiver Steuerung
- strukturierten Rückmeldesystemen
- Tools für individuelles Üben, Wiederholen, Reflektieren
Chancengleichheit wäre nicht mehr nur ein Ziel – sie wäre technisch verankert.
Lehrpersonen würden unterstützt – nicht überfordert
Eine nationale Plattform könnte Lehrpersonen gezielt entlasten:
- mit vorbereiteten, differenzierbaren Lernmodulen
- mit automatisiertem Feedback und Lernstandsanalyse
- mit didaktischer Unterstützung bei der Unterrichtsplanung
Gleichzeitig bliebe Raum für pädagogische Freiheit – denn das System würde nicht vorschreiben, sondern unterstützen, strukturieren und sichtbar machen.
Bildungspolitik könnte datenbasiert steuern
Mit einer nationalen Plattform wären Fortschritte und Herausforderungen nicht mehr verborgen. Aggregierte Daten könnten zeigen:
- Wo Lernziele erreicht werden
- Wo Förderbedarf besteht
- Welche Interventionen Wirkung zeigen
Damit würde Bildungspolitik handlungsfähig – nicht über Kontrolle, sondern über Transparenz.
iLearn als Vorlage?
Eine Plattform wie iLearn zeigt, was technisch und didaktisch möglich ist:
- Adaptive Lernwege statt starrer Aufgaben
- Automatisches Feedback statt Korrekturlast
- Fortschrittsdaten statt Pauschalnoten
- Integration statt Tool-Vielfalt
Statt Insellösungen zu fördern, könnte der Bund prüfen, ob bestehende Systeme wie iLearn als nationale Infrastruktur skaliert und ausgebaut werden können – mit Schnittstellen, Governance-Modellen und föderaler Trägerschaft.
Herausforderungen? Ja – aber lösbar.
Natürlich stellen sich Fragen:
- Wer verwaltet die Plattform?
- Wie bleibt Autonomie der Kantone gewahrt?
- Welche Daten dürfen wie genutzt werden?
Doch alle diese Fragen sind technisch, rechtlich und politisch lösbar – wenn der Wille da ist. Länder wie Estland oder die Niederlande haben genau das vorgemacht.
Fazit: Eine nationale Plattform wäre kein Eingriff – sondern ein Angebot
Stellen wir uns vor, jede Schule hätte Zugang zu einer Plattform, die nicht nur organisiert, sondern Lernen wirklich steuert, sichtbar macht und verbessert – für alle, jederzeit, nachvollziehbar. Das ist kein utopischer Gedanke, sondern eine realisierbare Perspektive.
Die Schweiz hat die Ressourcen, das Know-how und die pädagogischen Standards – was fehlt, ist ein gemeinsamer Rahmen. Eine nationale Bildungsplattform wäre ein Schlüssel dazu.