Trotz hohem Bedarf und zahlreichen Projekten hat die Schweiz bis heute keine nationale Bildungsplattform, die Lernprozesse systemisch unterstützt. Woran liegt das – und wie könnte sich das ändern?
1. Föderalismus bremst, wenn kein Rahmen existiert
Bildung ist kantonal geregelt – das sichert Nähe, verhindert aber nationale Koordination. Jede Lösung muss 26-mal neu gedacht werden. Ohne politische Einigung auf einen Rahmen bleibt jede Plattform ein Inselsystem.
Lösung: Koordination durch EDK + SBFI + Digitalstrategie Schweiz mit klarer Aufgabenverteilung und Zielbild.
2. Technologie wird als Kostenfaktor gesehen – nicht als Infrastruktur
Digitale Bildung wird oft projektbasiert gefördert: Laptop-Aktion hier, Schulcloud dort. Es fehlt die Sichtweise: Eine Plattform ist keine Anschaffung, sondern eine Strukturinvestition – wie ein Schulhaus.
Lösung: Mehrjährige, zweckgebundene Finanzierung durch Bund und Kantone, getragen wie ein öffentlicher Dienst.
3. Politischer Mut fehlt, Einheitliches zu denken
Eine nationale Plattform wird oft als „zentralistisch“ missverstanden. Doch andere föderale Länder (z. B. Österreich, Deutschland mit „Lernraum Berlin“) zeigen: Zentral heisst nicht zwingend starr – sondern effizient, wiederverwendbar und gerecht.
Lösung: Öffentliches Narrativ ändern: von „Einheitslösung“ zu „Kooperationsrahmen mit lokalem Spielraum“.
4. Plattformlogik fehlt – Projekte bleiben fragmentiert
Viele gute Projekte scheitern, weil sie isoliert bleiben: ohne Integration, ohne Anschlussfähigkeit. Es fehlt die gemeinsame Plattformlogik – also die Vorstellung, wie alles zusammenspielt.
Lösung: Entwicklung eines digitalen Bildungsökosystems mit offenen Standards, in das bestehende Tools wie iLearn eingebunden werden können.
Fazit: Die Plattform fehlt nicht, weil sie unmöglich ist – sondern weil sie noch niemand politisch gewollt hat
Die Schweiz hat die Mittel, das Wissen und die Technik – was fehlt, ist gemeinsamer politischer Wille, strategisches Denken und nachhaltige Steuerung. Eine nationale Bildungsplattform wäre machbar. Die Frage ist nicht ob – sondern wann.